Stumpfrevision mit oder ohne osseointegrierte Prothese
Im Laufe der Zeit kann sich der Amputationsstumpf so verändern, dass der Sitz im Schaft zu einem zunehmenden Problem wird. Nicht nur die Knochenqualität verschlechtert sich, sondern auch die Weichteile werden anfälliger, wodurch Exostosen empfindlicher werden und der Stumpf weniger widerstandsfähig gegen die durch die Pfanne verursachten Reibungskräfte ist. Trotz diverser Schaftanpassungen durch Ihren Orthopädietechniker vertragen Sie die Prothese weniger gut und nehmen den Schaft, sobald Sie die Gelegenheit dazu haben (nach einem Arbeitstag) ab. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, eine Zweitmeinung in unserer Klinik einzuholen und Ihre Situation von unserem erfahrenen Amputationsteam beurteilen zu lassen. Natürlich können Sie ein geeigneter Kandidat für eine Osseointegrationsbehandlung sein, aber in einigen Fällen kann eine relativ einfache chirurgische Behandlung enorme Vorteile bringen, sodass Sie die Mobilität mit Ihrer herkömmlichen Schaftprothese wiedererlangen können.
Verkürzung des Wadenbeins (Fibula)
Das Wadenbein hat nach einer Unterschenkelamputation keine Funktion mehr und kann durch die empfindliche Haut im Prothesenschaft zunehmend schmerzhaft werden. Oft muss der Orthopädietechniker den Schaft anpassen und zusätzliche Polsterungen anbringen, um das Gehen zu ermöglichen. Durch eine leichte chirurgische Verkürzung des Wadenbeins kann dieses Problem mit einer relativ einfachen Operation behoben werden, ob in Kombination mit einer TMR oder nicht.
Ertl-Modifikation
Bei dieser Stumpfrevision wird eine Knochenbrücke zwischen Schienbein und Wadenbein hergestellt, sofern diese eine ausreichende Länge hat. Ziel dieser Methode ist es, den Stumpf vollständig (end-) belastbar zu machen und die Rotationsstabilität zu verbessern, sodass Sie mehr von der herkömmlichen Schaftprothese profitieren.
Verkürzung nach Knieexartikulation
In manchen Fällen ist eine Amputation durch das Knie (Exartikulation) die bessere Wahl als oberhalb des Knies (transfemoral). Dies liegt vorwiegend an der zusätzlichen Länge des Stumpfes, die zu mehr Stabilität im Schaft führt, aber auch daran, dass dieser Stumpf (im Gegensatz zu transfemoral) grundsätzlich endbelastbar ist. Der größte Nachteil der Knieexartikulation ist die Tatsache, dass das Tragen einer Beinprothese mit eingebautem Kniegelenk bedeutet, dass dieses Knie tiefer sitzt. Je nach eingebauter Höhe kann dies 12 bis 15 cm betragen. Dadurch muss die Gehqualität nicht beeinträchtigt werden, aber das Sitzen ist geradezu unbequem und vor allem in öffentlichen Verkehrsmitteln oder in Kinos und Theatern problematisch. Natürlich kann dies eine hervorragende Indikation für eine Osseointegration sein, aber es ist auch möglich, eine Stumpfrevision mit Verkürzung des Oberschenkels und Erhaltung der Endbelastbarkeit und des Kondylenblocks durchzuführen. Dabei wird ein 12–15 cm langes Knochensegment zwischen Hüfte und Knie entfernt und anschließend mit einem Stift oder einer Platte mit Schrauben fixiert.
Für wen ist eine Stumpfrevision geeignet?
- Mechanische Beschwerden beim Einsatz des Prothesenschaftes
- Es besteht ein klarer kausaler Zusammenhang zwischen den Beschwerden und den Befunden der klinischen und/oder bildgebenden Untersuchung
Wer hat kein Anspruch auf eine Stumpfrevision?
- Die mit der Verwendung der Pfannenprothese einhergehenden Beschwerden lassen sich nicht mechanisch erklären
- Wenn kein kausaler Zusammenhang zwischen den Beschwerden und den Befunden der klinischen und/oder bildgebenden Untersuchung nachgewiesen werden kann
Potenzielle Vorteile einer Stumpfrevision können sein:
- Reduzierung von Stumpfschmerzen
- Verbesserung der Beweglichkeit in der Pfannenprothese
- Reduzierung von Haut-/Weichteilreizungen am Stumpf
Mögliche Komplikationen einer Stumpfrevision können sein:
- Beibehaltung (einiger) der Beschwerden wie vor der Operation
- Wunde oder oberflächliche Stoma-/Hautinfektion nach einer Operation
- Notwendige Reparatur/Revisionsoperation